Schon als Kind habe ich mich für Handwerkskunst begeistert und meine Mutter meinte nach der Schule zu mir: ,,Wieso machst du nicht eine Ausbildung zum Tischler oder Zimmermann?" Damals war die praktische Arbeit ein Hobby was mir wirklich Spaß gemacht hat aber es hat nicht gereicht, um tatsächlich auch beruflich diesen Weg einzuschlagen. Nach 10 Jahren in meinem Beruf als Fluggerätmechaniker und seit mittlerweile 2 Jahren im Bereich IT, reizt es mich trotzdem, herauszufinden ob ich dem Vorschlag meiner Mutter nicht vielleicht doch mal nachgehen sollte.
1 Woche später habe ich meinen Freund Matthias angerufen und gefragt, ob ich nicht mal eine Woche bei ihm ins Praktikum gehen könnte. Matthias ist nicht der Standard Tischler der Kundenaufträge im klassischen Sinne umsetzt. Er schafft es, durch seine offene und ehrliche Art, sein Gespür für Ästhetik und seine ganz besonderen Möbel, die Menschen für seine Arbeit zu begeistern. Hier entspricht, aus meiner Sicht, nichts dem Standard. Matthias erschafft, neben seinen Möbeln mit Erbstückcharakter, Einzelstücke aus fossilem Holz. Sowas zu Gesicht bekommen, war für mich eine sehr beeindruckende Erfahrung. Ich weiß nicht ob ihr mich versteht. Der Typ baut Möbel aus versteinertem Holz. Sein Raum, in dem er dieses Holz aufbewahrt, erzeugte in mir so viel Ehrfurcht. Ok, zurück zum Praktikum...
3 Wochen später war es soweit.7 Uhr aufstehen, noch schnell einen Kaffee auf die Hand und ab ging es nach Kraftsdorf zum Holzwerkhof EINZ30.
Der kleine Ofen in der Werkstatt brennt, die Leuchtstoffröhren bedeckt von Sägemehl glimmen vor sich hin und Strahlemann Matthias nimmt mich in Empfang:
Moin Tobi, na wie geht's, schön dass du da bist...
Komplett von mir und meinem handwerklichen Geschick überzeugt, startete die Woche. Ich lernte relativ schnell, dass zu Hause basteln, nichts mit dem zu tun hat was Matthias da macht. Nach 3 Tagen war ich so verunsichert, dass ich nichts mehr gemacht habe ohne Ihn zu fragen. In diesem Beruf ist Achtsamkeit, 200 Prozent Fokus und körperliche Fitness wirklich von großem Vorteil. Kein Tag ähnelt dem Anderen und das was ich im Kopf hatte unter Tischler, hat mittlerweile nichts mehr mit der Realität zu tun. Hochmoderne Werkzeuge (wenn ich an die 3D CNC Oberfräse denke) kombiniert mit Erfahrung, die kein Lehrling in 3 Jahren sammeln kann. Ein Gespür für den Umgang mit Kunden die teilweise genau so speziell sind wie die Möbel. Beeindruckend da entspannt zu bleiben.
Was mich aber auch sehr fasziniert hat sind die Bekanntschaften, Freundschaften und die Familie von Matthias.
Einen tieferen Einblick in einen Beruf und wie sich dieser in die persönlichen Bereich ausdehnt, hätte ich wahrscheinlich nicht bekommen können.
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